Herrlich schnell, herrlich irre – Ooka von Profane Omen

Groove Metal
Veröffentlicht: 07.09.2018
Playground Music
http://www.profaneomen.net/


OokaNiemals werde ich diesen Moment vergessen. Wir schreiben das Jahr 2014. Finntroll befinden sich auf ihrer Nattfödd Jubiläumstour und machen auch in Schwäbisch Hall Halt. Mit im Gepäck – als Vorband – Profane Omen. Ich werde niemals diesen Moment vergessen, in dem die Finnen auf die Bühne stürmten wie Irrwische auf Speed. Sänger Jules Näveri brüllte los wie ein wütender Troll und machte dazu den passenden Gesichtsausdruck und man hatte den Eindruck, dass es einem gleich die Perücke vom Kopf weht. In diesem Moment war es um mich geschehen.

Nun präsentieren Profane Omen ihr neustes Werk namens „Ooka“. Das Album gehört mit neun Songs eher zu den kürzeren. Die Zeit verfliegt beim Hören unheimlich schnell – was ja schon einmal ein gutes Zeichen ist. Es gibt durchaus auch kurze Alben, die wirken wie eine halbe Ewigkeit und länger… aber das ist ein anderes Thema. Das Album Cover ziert ein japanisches Kamikaze Flugzeug. Jawoll. Das passt zu „Ooka“ und das passt irgendwie zu den finnischen Groove Metallern mit der Kraft der zwei Bässe. Und wie ein Kamikazeflieger stürzen wir uns jetzt auch voller Todesverachtung mitten ins neue Album. Naja – keine Sorge – so schlimm wird es nicht.

Die ersten drei Songs bieten uns das, was wir von einem Profane Omen Song erwarten: voll in die Fresse und einen kräftigen Arschtritt hinterher. Vor allem „One Man Show“ überzeugt dabei mit mördermäßigen Breakdowns, Gesang, der teilweise herrlich manisch rüberkommt und einem ausgezeichneten Gitarrensolo. Samuli Mikkonens Arbeit an den Drums ist sowohl in diesem Song, sowie auch auf dem ganzen Album sehr überzeugend, variantenreich und hält immer wieder kleine Überraschungen parat.

So weit so gut. Aber da geht doch noch mehr, oder? Ja klar. „Terminal Disfunction“ führt uns vor Augen, was geschieht, wenn man zu viele bunte Pillchen einwirft. Näveris Stimme transportiert zu Beginn eine völlig abgedrehte, irre Stimmung, dass man selbst schon beginnt sich selbst über die Schulter zu spähen. Hat sich da nicht etwas bewegt? Und die vielen bösen Stimmen… Dann geben die Jungs Gas und der Song geht richtig, richtig gut ab, ohne seine ungute Grundstimmung einzubüßen. Auch „War Boy“ überzeugt vom ersten bis zum letzten Ton und war schon Song des Monats 06/18. Starker Text, starker Refrain und Tempowechsel, die Spaß machen. Definitiv ein herausragender Song auf dem Album. Als ich „Aftersound“ zum ersten Mal gehört habe, war mein erster Gedanke „Wie krank.“ Also gut krank natürlich. Der Song eröffnet mit einem Schrei aus tiefster Seele. Da ist eigentlich schon alles klar. Dazu gibt es einen Mix aus Cleangesang, Geschrei und tiefen Growls. Zwischendurch kommt ein bisschen Death Metal Feeling auf und das Ganze mündet in ein nackenbrecherisches Doublebass-Blast-Schredder-Dingsbumsinferno. Ein herrlich herzerfrischendes, irres Stück Musik. „The Wave“ hebt sich ebenso wie „War Boy“ vom restlichen Album ab. Das Tempo wird radikal zurückgenommen – nach „Aftersound“ muss man auch dringend ein wenig durchatmen. Der Beginn von „The Wave“ wirkt positiv melancholisch und entspannt. Näveris Stimme rollt tief und ruhig über uns hinweg begleitet von cleanem Gitarrensound und zurückgenommenen Drums. Nach einem Break entwickelt sich der Song kraftvoll und stampfend, Samuli zeigt, was er abseits des Üblichen drauf hat und das Ganze endet mit einer kleinen gepfiffenen Melodie.

„Ooka“ bietet auf jeden Fall das, was man von einem Profane Omen Album erwartet: volle Kanne auf die Fresse. Da bin ich schon voll zufrieden. Mörder Breakdowns, hereinbrechende Tempowechsel, Blastbeats und Doublebassparts und hals-, beziehungsweise fingerbrecherische Gitarrensoli dürfen natürlich keinesfalls fehlen – und auch da liefern die Groove Metaller voll ab. Doch sie gehen noch darüber hinaus. Samuli überrascht immer wieder mit kleinen Raffinessen und Jules‘ Stimme wird mit den Jahren offenbar immer wandelbarer. Herrlich, wie er Stimmungen in einem Song transportiert. Gut. Es gibt auch so ein bis zwei kleine Schwächen. Die ersten drei Songs sind alle nach einem ähnlichen Muster gestrickt – und der letzte Song „The Tide“ ist mir irgendwie zu poppig und zu hm…einfach zu hm… Aber trotzdem ist das Album absolut hörenswert. Also: legt euch das Album und ne Halskrause zu, denn die werdet ihr nach dem Hören mit Sicherheit brauchen.

Youtube Channel von Profane Omen: https://www.youtube.com/channel/UCtvbwm1K1Gyz05QQPNqJdKQ


Tracks:
1. They Came For Us
2. Make It Count
3. One Man Show
4. Terminal Dysfunction
5. War Boy
6. White Noise
7. Aftersound
8. The Wave
9. The Tide

Band:
Jules Näveri (Gesang)
Williami Kurki (Gitarre)
Antti Kokkonen (Gitarre)
Tomppa Saarenketo(Bass)
Antti Seroff (Bass)
Samuli Mikkonen (Drums)

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