Genickbruchgefahr bei Cavalera Conspiracy

Pandemonium Cavalera Conspiracy

Pandemonium von Cavalera Conspiracy

Seit Oktober ist das dritte Album von Cavalera Conspiracy auf dem Markt. Es trägt den schönen Titel „Pandemonium“ und man kann wirklich sagen, der Name ist Programm. „Pandemonium“ klingt als ob der schwarze Fürst in seinem Palast höchspersönlich von allen anwesenden Dämonen und Furien gehetzt und gepeinigt wird. Weniger poetisch ausgedrückt: es gibt thrash-, death- und eher selten groovemäßig ordentlich auf die Fresse. Oder um es mit den Worten Max Cavaleras zu sagen: „Scheiß auf den Groove! Geh zurück zum schnellen Scheiß!“ Will man das Bangtempo auch nur einigermaßen durchhalten, muss man schon etliche Wochen zuvor die Nackenmuskulatur noch einmal ordentlich stählen. Das Album enthält 10 Tracks und im limitierten Digipak noch zwei Bonustracks. Neben dem altbekannten Personal – Max und Igor Cavalera und Marc Rizzo – bearbeitet als neues Mitglied der Band Nate Newton dieses Mal den Bass.

Klanglich täuscht der Eindruck, die Jungs hätten sich in der Garage getroffen gar nicht mal so sehr. Die Platte wurde nicht im komfortablen Tonstudio, sondern in einem Wohnhaus aufgenommen. Immerhin in dieser Hinsicht gilt also back to the roots. Einige Songs wie „Scum“, „I, Barbarian“ oder „Father of hate“ setzen relativ ereignislos das Motto „Scheiß auf den Groove“ um. Sie sind nicht schlecht, bleiben aber relativ durchschnittlich. Die Herren prügeln sich durch belanglose Riffs, ab und an ist ein kleines Gitarrensolo beigemischt und über alles legen sich Max‘ Growls.

Doch glücklicherweise scheint Igor kurz vor Veröffentlichung des Nachts heimlich an die Bänder gegangen zu sein, denn in anderen Songs hat sich der böse Groove dann doch eingeschlichen. Sehr gut! „Cramunhão“, „Apex Predator“ und „Insurrection“ starten zum Beispiel allesamt mit einem melodischen Gitarrensolo. „Cramunhão“ beginnt sehr thrashig, es gibt einige Tempowechsel, immer wieder Solopassagen und gegen Ende werden die Drums in Szene gesetzt. „Apex Predator“ startet mit einem hektischen Gitarrensolo, der Bass mischt sich kurz ein und dann hetzen Drums und Gitarren durch den Song. Schön ist, dass der Bass immer wieder deutlich hervortritt. Abgeschlossen wird das Ganze mit heulenden Gitarren. „Insurrection haut uns zu Beginn ein kleines Gitarrensolo in halsbrecherischem Tempo um die Ohren – kaum da, schon wieder weg. Zum Ende hin verlangsamt das Tempo zu einem stampfenden Rhythmus. Der Bonustrack „Deus ex machina“, der zunächst unspektakulär startet, überrrascht ab dem 1. Drittel. Ein tolles Gitarrensolo, heulende Gitarren und Halleffekte – mit denen auf der Platte übrigens generell häufig gearbeitet wird – machen den Song doch noch interessant. Bewegen sich die genannten Songs bisher in einem gewohnten, soliden Rahmen ohne große Überraschungen, bringen „Not losing the edge“ und der zweite Bonustrack „Porra“ einen Hauch Experiment in die Sache. Ersterer arbeitet mit einer kleinen, feinen, orientalisch anmutenden Melodie. „Porra“ eröffnet mit Flamencogitarre und Trommeln. Es mischen sich die E-Gitarren dazu und plötzlich bricht ein Inferno aus Gitarren, Drums und Geschrei los. Das Ganze wird von der Flamencogitarre eingefangen nur um bald wieder in einem wahren Orkan zu enden. Diesem folgt ein Gitarrensolo und die Flamencogitarre gestaltet den Schluss. Olé Torrero!

Pandemonium ist sicher kein mega genialer Wurf von Cavalera Conspiracy. Dafür enthält es zu viele Songs, die über lange Strecken einfach nur möglichst schnell durchprügeln. Auch enthält es keine bahnbrechenden Neuerungen. Dennoch: ich mag das Album sehr. Es ist perfekt für Tage an denen man eh Appetit auf ein schönes, rohes, blutiges Steak hat. Pandemonium ist schnell, roh, atemlos und hart. Trotzdem enthält es Songs, die durchaus auch groovig daher kommen. Diese Mischung ist unschlagbar. Die besten Songs des Albums sind für mich „Cramunhão“, „Apex Predator“ und „Insurrection“. Doch am meisten angetan hat es mir der Bonustrack „Porra“. Ich liebe nun einmal den Einsatz von eigentlich unmetaligen Instrumenten in Metalmusik.

Wollt ihr nach einem Genickbruch Klage einreichen, könnt ihr euch direkt an Cavalera Conspiracy wenden: http://www.cavaleraconspiracy.com/

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